Warum Mediation und Meditation wenig gemeinsam haben

Wenn ich sage, dass ich zertifizierte Mediatorin bin, denken viele, dass ich als spiritueller Hippie in meiner Freizeit Wildkräuter sammle und jeden Morgen mit Yoga in den Tag starte.

Schön wärs. Dabei begebe ich mich als Mediatorin in die schlimmsten „Kriegsgebiete“. Häufig sitze ich zwischen Parteien, die sich kaum noch ansehen können. Die Luft knistert. Die Anspannung ist mehr als nur spürbar.

Dabei klingt auch bei der Mediation vieles so harmlos: Die Mediation ist ein freiwilliger Prozess an dem alle Parteien gleichberechtigt teilnehmen und den ein als allparteilich wahrgenommener Mediator begleitet.

Leider ist in der Praxis die Freiwilligkeit stark eingeschränkt und auch die Gleichberechtigung muss zunächst oft erst wieder hergezaubert werden. Als allparteilich wird man schon bei dem kleinsten aufkeimenden Verdacht nicht mehr wahrgenommen.

Ok, manchmal ist es auch nicht ganz so schlimm und die Parteien sind einfach vernünftige Menschen, die an ihre Grenzen gestoßen sind und nur eine gemeinsame Lösung mit Unterstützung erarbeiten wollen.

Aber wie geht man als Mediator mit diesen unterschiedlich schweren Konfliktsituationen um?

Es existieren die unterschiedliche Ansichten darüber, welche Ziele ein Mediationsprozess verfolgen sollte, welche Techniken dafür am geeignetsten sind und welche Funktionen der Mediator einnimmt.

Sehr häufig wird zwischen vier Ansätzen der Mediation unterschieden: der transformativen (umformenden) Mediation, der fazilitierenden (erleichternden) Mediation, der formulativen (steuernden) Mediation und der machtbasierten Mediation.

Bei der transformativen Mediation liegt der Fokus auf der Transformation der Beziehungen der Konfliktparteien und der Anerkennung ihrer verschiedenen Interessen und Bedürfnisse sowie einer Veränderung der Eigen- und Fremdwahrnehmung.

Die fazilitierende Mediation hingegen konzentriert sich auf Vertrauensbildung und die Identifizierung der zugrunde liegenden Interessen der Konfliktparteien, ohne diese zu lenken.

In der formulativen Mediation strukturiert und steuert der Mediator den Prozess, nimmt Lösungsvorschläge auf und schlägt unterschiedliche Optionen vor. Viele kennen das berühmte Beispiel mit den zwei Brüdern und der Orange; am Ende kann man den Konflikt kreativ lösen, da der eine Bruder nur den Saft will und der andere die Schale.

Der unter Rechtsanwälten – leider!- am meisten verbreitete Ansatz ist der machtbasierte. Der Fokus liegt hier auf dem Zustandekommen eines Abkommens. Ein starker Mediator setzt seine Macht ein und greift auf strategische und manipulative Taktiken zurück. Durch die Androhung von Strafen und das Versprechen von Belohnungen werden Anreize für Konfliktparteien gesetzt, sich zu einigen. Leider gibt es bei diesem Ansatz sehr häufig deutliche Verlierer und zudem sind die erzielten Ergebnisse weniger langfristig.

Wie gehe ich vor?

Sehr unterschiedlich. Ich versuche bereits im Vorgespräch (wenn sich die Parteien auf ein solches Einlassen) herauszufinden, welche Taktiken funktionieren könnten und was alle nur nervt.

Die Mediation ist dann häufig eher ein Tanz. Man schaukelt so langsam gemeinsam in die gleiche Richtung.

Und ja; das hat dann manchmal auch was meditatives.